Unterwegs im Auftrag des Engagement 2.0

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Es ist eine Schande, immer dann, wenn es am meisten zu berichten gibt, ist die Zeit zum Bloggen rar gesät. Zum Glück gibt es die Deutsche Bahn und Laptops mit starken Akkus. Den Weg von Frankfurt am Main, wo ich heute einen kleinen Workshop zu den “Möglichkeiten des Interneteinsatzes in der Freiwilligenarbeit” gestaltet habe, nach Berlin will ich so also gern nutzen, um einmal kurz zu berichten, was ich derzeit so treibe, wie es mit ZiviCloud voran geht und was es sonst so gibt in der Welt des Online- und Micro-Volunteering — dem “Engagement 2.0”.

Engagementbericht — ein dicker Brocken

Zunächst befasse ich mich recht intensiv mit dem ersten Engagementbericht der Bundesregierung. Es hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, dass der Bericht mit seinen insgesamt knapp 1.400 Seiten nicht mal eben nebenbei zu lesen ist. Eigentlich, so finde ich, kann man den Bericht gar nicht komplett lesen. Man muss sich damit befassen, einzelne lesenswerte Abschnitte suchen und gut darauf acht geben, was in der Diskussion rings herum unter- oder durchgestrichen wird. Genau damit verbringe ich zur Zeit einen nicht unerheblichen Teil meiner freien Zeit.
So saß ich z.B. am 11. Oktober mit gespitzten Ohren in der (noch) ad hoc Gruppe “Engagementforschung” beim BBE und habe interessiert gelauscht, was Sebastian Braun (HU Berlin), stellvertretender Kommissionsleiter und Autor wesentlicher Teile des Engagementsberichts, bei der Vorstellung seiner Arbeit hervorhob. Natürlich waren auch die kritischen Reaktionen von Annette Zimmer, die leider nicht persönlich anwesend sein konnte, sowie Uwe Amrhein und Loring Stiller (AMB Generali Zukunftsfont) interessant, doch ging es hier eher grundsätzlich und sehr teutonisch zu.
Doch wie dem auch sei, interessant fand ich Brauns Fokus auf die Rolle intermediärer Großorganisationen in einer sich wandelnden Zivilgesellschaft. Wohlfahrtsverbände wie Deutschen Roten Kreuz sind ja in der Tat auf das traditionelle Ehrenamt in Vorstandsposten und Arbeitsgruppen angewiesen, haben seit einiger Zeit aber ihre liebe Müh, neue Mitglieder zu gewinnen und zu halten. Damit war für mich der Hinweis gegeben, dass sich im Engagementbericht  ein schon lange diskutiertes Problem wieder findet, nämlich das der Gewinnung neuer Mitglieder und freiwillig Engagierter vor dem Hintergrund eines grundlegenden Strukturwandels der Zivilgesellschaft. Ich werde mich in einem späteren Beitrag noch einmal damit befassen, doch sei an dieser Stelle schon festgehalten, dass die Kommission den Engagementbericht — mit den Worten Sebastian Brauns — als Fortsetzung der Arbeit der Enquete-Kommission “Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements” angelegt hat. Damit kommt der Verschriftlichung dieses lange bekannten Problems eine gewisse Bedeutung zu und die Diskussion wird (hoffentlich) wieder Fahrt aufnehmen.

#CCB12 — Community-Engagement organisieren

Am letzten Wochenende habe ich dem CommunityCamp 2012 einen Besuch abgestattet. Dass es sich dabei um mehr als nur einen Anstandsbesuch handelte, brauche ich ja eigentlich nicht erwähnen. Auf dem “Klassentreffen der Community Manager” habe ich das erste Mal eine Session zur ZiviCloud angeboten; eine Session, in die ich etwas mehr als fünf Minuten Vorbereitungszeit investieren konnte. Unter dem Titel “Community-Engagement organisieren” habe ich mit den rund 20 Teilnehmen über die Möglichkeiten gesprochen, den Cause einer Kampagne zum Cause der Communitiy-Mitglieder zu machen.

Ich hatte die Session natürlich nicht als Produktinformation angelegt. Vielmehr wollte ich über die prinzipielle Möglichkeit sprechen, aus einem einfachen Like ein sporadisches Engagement und perspektivisch auch mehr zu machen. Die ZiviCloud hatte dabei aber natürlich auch ihren Platz; nicht so sehr als technische Möglichkeit, sondern als (noch) kleiner Pool nachahmenswerter Vorbilder. Sowohl über Geralds Vorhaben, mit Hilfe der Helpstars-Community, Materialien zur humanitären Völkerrecht ins Deutsche zu übersetzen als auch mein Community-Projekt “Slalomplace Webseite” habe ich gezeigt, dass und wie sich (1) Community-Engagement über das Netz recht einfach organisieren lässt und (2) die ZiviCloud eine geeignete Infrastruktur dafür bietet.
Die durchweg positiven Reaktionen auf die Session zeigen mir — wieder einmal –, dass sich “Produktinformationen” ganz gut über Mehrwert transportieren lassen. Über diese Weisheit, die natürlich auch den anwesenden Community-Manager!nnen bekannt sein dürfte, hat sich aber auch gezeigt, dass mein Plan aufzugehen scheint: Die ZiviCloud bietet einen — wie gesagt noch recht kleinen — Pool an guten Vorbildern, die man in Sessions, Workshops und Seminaren zeigen kann und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und eigene gute Beispiele zu produzieren.

What’s next?

Am kommenden Wochenende bin ich auf der diesjährigen Ehrenamtstagung des Deutschen Roten Kreuzes in Bad Kissingen. Ich habe dort vor allem die Möglichkeit meine Nase als Referent zur Förderung des sozialen Ehrenamts in die Runde zu halten und ein bisschen DRK-intern zu netzwerken. Selbstverständlich aber bin ich auch dort nicht nur anstandshalber. Zum einen wurde ich eingeladen einen kurzen Input über die Mitgestaltungsmöglichkeiten sporadisch Engagierter am Beispiel der Social Media Policy des Österreichischen Roten Kreuzes sowie der Social Media Guidelines der Caritas zu halten. Zum anderen gestalte ich auch einen 90-minütigen Infoshop zum Thema “Neue Tools für’s Ehrenamt”.
Am Montag darauf bin ich bei der TU-Initiative “Zivilengagement im digitalen Zeitalter” eingeladen, über meine These “freiwilliges Engagement muss wie Fernsehen werden” zu sprechen. Die Initiator!nnen hatten mich wohl auf der SocialBar beim freestylen beobachtet und entschieden, dass das ganz gut passt. Ich widerspreche nicht, bereite mich diesmal aber besser vor.
Am 17. November bin ich dann auf dem openTransferCamp, wo ich noch einmal die Möglichkeit habe, über ‘Theorie & Praxis des Online- und Micro-Volunteering” zu sprechen. Dort werde ich mich allerdings eher auf die Projektarbeit von und mit freiwillig Engagierten konzentrieren. Dementsprechend geht es auf dem openTransferCamp also noch ein bisschen mehr um den Prozess des Managements von Online- und Micro-Volunteers. Ich bin schon sehr gespannt, was sich im “social Impact lab” (früher HUB Berlin) ergibt, freue mich aber auch über Wünsche und Anregungen hier in den Kommentaren.
Weiter geht es dann am 30. November mit dem GiveCamp im RallyPad. Auch hier ist die ZiviCloud Thema; allerdings nicht als Gegenstand der Best-Practise-Berichterstattung sondern als Objekt der Bearbeitung. Beim GiveCamp werden freiwillige Programmierer, Webdesigner und -developer mit Initiativen und NPOs zusammengebracht. Ziel ist es, ein eher technisches Problem zu lösen, für das die jeweiligen Kompetenzen einfach nicht ausreichen. Es werden Webapplikationen aufgesetzt, Weblogs und -sites gestaltet, gelayoutet und gecoded was das Zeug hält. Die ZiviCloud soll hier ein ansehnliches Corporate Design bekommen (inkl. Blog-Design, Visitenkarten und mehr). Im Moment hapert es daran nämlich am meisten. Zusätzlich gibt es beim GiveCamp auch die Möglichkeit mit den anderen Initiativen in Session ins Gespräch zu kommen.
Bevor es dann in großen Schritten auf Weihnachten zugeht, werde ich am 10. Dezember die Kolleg!nnen von Sozialer Funke in Osnabrück besuchen. Auch dort bin ich eingeladen, über alles zu sprechen ‘was das Online- und Micro-Volunteering so hergibt’. Ich werde hier vor allem aus sozialwissenschaftlicher Sicht auf das Engagement junger Menschen und jung Gebliebener blicken, Barrieren beim Zugang zum freiwilligen Engagement benennen und die gängigsten Vorurteile gegenüber jugendlichen Engagements fundiert zu widerlegen suchen, bevor ich das Online- und Micro-Volunteering als einen möglichen neuen Weg zum freiwilligen Engagement vorstelle.
Den Jahresabschluss — soweit sich das bis jetzt überblicken lässt — bildet dann ein Tagesseminar zum Engagement 2.0 bei der Akademie für Ehrenamtlichkeit. Hier geht es dann um die Möglichkeiten, Grenzen, Herausforderungen und notwendigen Investitionen in die Projektarbeit mit Freiwilligen. Auch das Online- und Micro-Volunteering — und damit einmal mehr die ZiviCloud — wird freilich seinen Platz finden, womit ich natürlich auch wieder die Hoffnung verbinde, mehr gute Beispiele auf der ZiviCloud begrüßen zu können und das so wichtige Thema neue Wege zum freiwilligen Engagement weiter nach vorne zu bringen.
In diesem Sinne: Beste grüße aus dem ICE 1090 Wagen 4 Platz 66 🙂

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